Welche alten Glaubenssätze dich beim Loslassen deiner Vergangenheit hindern können
Glaubenssätze dürfen sich weiterentwickeln
Wir alle sind durch unterschiedliche Einflüsse in der Art, wie wir die Welt um uns herum sowie uns selbst erleben, geprägt. Eine wichtige Quelle von Glaubenssätzen ist unsere Familie. Wir wachsen mit ihnen auf, sie zeigen uns die Welt und wir übernehmen oft ihre Routinen, Glaubenssätze, Verhaltensweisen und auch so manche Weltanschauung. Als Kind sind wir einfach noch zu klein und unwissend all das hinterfragen zu können, was uns dort beigebracht wird. Daher übernehmen wir viele Dinge mehr oder weniger blind und merken es später, dass sich dadurch auch Probleme entwickeln können. Aber unsere Familie ist nicht die einzige Quelle von Glaubenssätze, auch die Gesellschaft, ein bestimmter Zeitgeist, unsere Peer Group, Lehrer, Medien, etc. können uns bestimmte Glaubenssätze einprägen.
Kein Elternteil gibt uns bewusst falsche Glaubenssätze mit. Sie sind oft selber Opfer von Opfern und von unterschiedlichen Umgebungsfaktoren geprägt. Der Glaubenssatz einer Mutter, den sie an ihr Kind weitergibt, kann so zum Beispiel lauten: „Du musst unabhängig sein!“. Sie selbst hat diesen Glaubenssatz vielleicht entwickelt, weil sie in ihrer Familie keine Unterstützung für ihren Lebensweg gefunden hat und dadurch lernte auf eigenen Beinen zu stehen. Der Glaubenssatz an sich ist daher nicht unbedingt falsch und doch kann er zu Problemen führen. Zum Beispiel, wenn das Kind später im Erwachsenenalter dadurch das Gefühl bekommt, dass es keine Hilfe annehmen darf, alles immer allein machen und stets stark sowie unabhängig bleiben muss. Menschen, die mit so einen Glaubenssatz aufwachsen, haben es daher oft schwer in eine Beziehung zu finden. Schließlich bedeutet Partnerschaft sein Leben zu teilen und ein wenig Autonomie abzugeben. Das passt dann oft nicht in das alte Glaubenssystem und aufgrund der Ambivalenz dessen, was der Mensch sich eigentlich an Nähe wünschst und was ihm auf der anderen Seite an Autonomie beigebracht wurde, ist er verwirrt und bricht immer wieder aus sich anbahnenden Beziehungen aus oder geht erst gar keine ein.
Was es braucht, um aus solch einer Situation herauszufinden, ist den alten Glaubenssatz zu verändern oder zu erweitern. Denn an der Idee selbstständig zu sein, ist an sich erst einmal nichts falsch. Damit Autonomie aber nicht zur Selbstisolation wird, könnte das alte Familiengesetz der Mutter beispielsweise folgendermaßen umgeschrieben werde: „Ich darf unabhängig sein und ich darf genauso auch Hilfe annehmen und mich in die Beziehung zu einer anderen Person hingeben. Ich entscheide selbst, in welcher Situation welches Verhalten sinnvoll ist.“
Konkrete Beispiele für Glaubenssätze, die dich beim Loslassen blockieren
Ich möchte im Folgenden nun an konkreten eigenen Beispielen aus meiner eigenen Vergangenheit zeigen, welche Glaubenssätze dich beim Loslassen von Dingen, die dir nicht guttun, blockieren können, und wie du dies verändern kannst.
Glaubenssatz 1: Ich darf mich nicht entfernen und bin für das Glück des anderen verantwortlich.
Dieser Glaubenssatz rührt aus frühkindlichen Erfahrungen in meinem Elternhaus. Meine Mutter war alleinerziehend. Es war nicht nur so, dass ich ihre engste Bezugsperson war, es kam noch hinzu, dass sie mich quasi als „Kuschelpuppe“ bekommen hat. Ich war als Wesen gedacht, das ihr Nähe und Liebe schenken sollte und dem sie Nähe und Zuneigung schenken kann. Ich war der Ersatz für all ihre Probleme, die sie mit Männern hatte. Und daher überfrachtete sie mich mit Nähe und forderte diese auch ständig umgekehrt von mir ein.
Wenn ich mich als Kind zurückziehen und Zeit für mich verbringen wollte, machte sie mir ein schlechtes Gewissen. Je mehr ich in das Alter kam, wo ich Zeit mit Freunden und nicht mehr ausschließlich mit ihr verbrachte, nahm die Dramatik der Szenen stetig zu. Je weiter ich mich abzugrenzen versuchte, desto stärker wurde ihre Verlustangst und ihre Einfangversuche. Jedes Mal wenn ich versuchte meinen eigenen Weg zu gehen, fing sie an zu weinen und versuchte mich festzuhalten. Manchmal stand sie sogar heulend vor dem Haus meiner Freunde, weil sie sich sorgte, dass mir etwas passiert sei.
Du siehst: Das Problem mit dem Loslassen ist gar nicht wirklich mein eigenes. Es wurde mir von meiner Mutter weitergegeben. Für mich war Loslassen immer mit Leid und Schmerz assoziiert. Wenn ich losließ und mich abgrenzte, war ich falsch. Richtig war ich nur, wenn ich nah und da war. Es ist daher mühelos zu verstehen, warum es mir lange schwerfiel, meine eigenen Bedürfnisse zu äußern und zu vertreten. Die emotionalen Ausbrüche meiner Mutter brachten mir bei, dass meine eigenen Bedürfnisse schlecht sind und Nein sagen nicht erlaubt ist. Ich lernte, dass ich nah sein und gehorchen muss, damit ich angenommen werde und keine Sorgen bereite. Insbesondere für Kinder ist der Friede mit den Eltern essentiell für das Überleben. Das Elternhaus schenkt Schutz und Versorgung. Ein Verlust der Eltern war für ein Kind in der Steinzeit in etwa mit einem Todesurteil gleichzusetzen. Und genau deshalb tun wir als Kind in der Regel das, was von uns erwartet wird. Die Nähebedürfnisse des anderen standen über meinen eigenen Bedürfnissen. Sie waren wichtiger für mein Überleben. Und genau deshalb fiel es mir auch in späteren Trennungssituationen schwer es mir zu erlauben zu gehen, wenn ich diesen Impuls bei mir verspürte. Ich wollte dem anderen nicht wehtun, auch wenn es so klar war, dass wir keine gemeinsame Zukunft haben würden.
Nachdem ich dieses Muster bei mir verstand, konnte ich aktiv dagegen anarbeiten und mir in jeder folgenden Trennungssituation klarmachen, dass meine Gefühle dabei einem Programm entsprachen, das einen Fehler eingebaut hatte und das ich neu schreiben wollte. Ich schrieb den alten Glaubenssatz daher für mich um und er lautet heute:
„Ich darf mich abgrenzen und meine Bedürfnisse äußern. Auch wenn ich Grenzen setze und zu meinen Bedürfnissen stehe, werde ich geliebt. Für die emotionalen Probleme anderer bin ich nicht verantwortlich. Jede ist in der Lage sein Leben selbst in die Hand zu nehmen und das Beste daraus zu machen.”
In Trennungssituationen sage ich mir diesen Satz wie ein inneres Mantra. Es bestärkt mich, dass es ok ist und dass ich ok bin, wenn ich gegen meine alten Muster handele. Es ist daher auch nicht wichtig, ob du das Muster komplett abgelegt bekommst. Wahrscheinlich wird es auch nach der Umstrukturierung eine gewisse Prägung in deinem persönlichen Erleben und Verhalten darstellen und das ist ok. Viel wichtiger ist, dass du weißt wo diese Impulse herkommen und wie du damit umgehst.
Glaubenssatz 2: Ich bin nicht genug.
Ich würde von mir behaupten mit einem relativ geringen Selbstwertgefühl sowie mit einem hohen Maß an Unsicherheit aufgewachsen zu sein. Beides versteckte ich hinter guten Noten und einem hübschen Äußeren. Es war der Versuch meine gefühlten Unzulänglichkeiten wie Hautunreinheiten mit einem guten Make-up zu überdecken.
Als Kind war ich eine gewisse Zeit ziemlich mollig und hatte eine Brille. Wenn ich alte Bilder von mir sehe, kann ich daran kein hübsches Kind erkennen. Dies verwuchs sich ab der 6.Klasse und die überzähligen Pfunde verteilten sich auf meine Länge (ich bin mittlerweile 1,80m). Dennoch hatte ich über Jahre und Jahrzehnte das Gefühl das kleine, dicke und hässliche Mädchen zu sein. Es war das Körpergefühl, dass ich als Kind entwickelt hatte und das meine ganze Teenagerzeit sowie die Jahre meines jungen Erwachsenenlebens prägten. Zusätzlich kamen noch Augrenzungsefrahungen in meiner Schulzeit hinzu, die mich in meinem Mangelgefühl bestärkten.
Aus diesem Gefühl des „Nicht genug Seins“ hielt ich an Menschen fest, die mir nicht guttaten. Ich hatte Angst, dass ich sonst nie wieder eine andere Person finden könnte, die Interesse an mir haben würde. Um besser im Loslassen zu werden, musste ich daher zuerst meinen Selbstwert von Innen heraus aufbauen und mehr an mich selbst glauben. Dies lernte ich insbesondere dadurch, dass ich eine wunderschöne Beziehung zu mir selbst aufbaute. Auf meinen Spiegel schrieb ich in großen Buchstaben „ICH BIN GENUG!“ und sagte mir diesen Satz jeden Tag aufs Neue – solange bis ich es selbst glaubte und mich zunehmend wertvoller fühlte.
Vielleicht hast auch du in deinem Leben Entwertungserfahrungen gemacht. Willst du den Menschen, die dir das angetan haben, immer noch die Kontrolle über dein Leben geben? Beginne dir selbst zu sagen wie wunderbar du bist, fang an die Schönheit deines Wesens zu sehen und gönne dir dafür am besten eine Auszeit vom Dating, damit die neuen Glaubenssätze und Verhaltensweisen genug Raum haben, sich zu stabilisieren zu können, bevor du ins nächste Kennenlernen startest.
Glaubenssatz #3: Ich kann nur in einer Beziehung/ an der Seite eines anderen Menschen glücklich werden.
Dieser Glaubenssatz kann dich daran hindern überhaupt erst in dein DATING SABBATICAL zu starten, obwohl du vielleicht schon eine Weile darüber nachdenkst oder in dir spürst, dass es der richtige Schritt wäre. Aber du kannst nicht loslassen und die Suche nach einem/r ParterIn beenden. Du fühlst dich getrieben unbedingt weitersuchen und keine Zeit verschwenden zu dürfen.
Lange habe auch ich genau nach diesem Glaubenssatz gelebt. Ich hatte das Gefühl, dass mein Leben ohne Mann an meiner Seite keinen Sinn hätte. Darüber hinaus fühlte ich mich durch den fehlenden Partner an meiner Seite in dem Gefühl bestärkt, nicht gut genug zu sein. Der Weg in mein DATING SABBATICAL löste genau dieses Muster. Ich erlaubte mir alle alten Liebschaften zu kappen und eigenständig zu werden. In diesem Jahr erlebte ich, dass mein Leben ohne Partner keine Katastrophe ist, sondern nur eine andere Form mein Leben zu führen. Es ist weder besser noch schlechter in einer Beziehung oder Single zu sein. Beides öffnet jeweils neue Erfahrungen an denen ich wachsen kann. Für mich gilt heute: „Egal ob ich Single oder in einer Beziehung bin, bin ich glücklich und liebe mich selbst!“
Dies ist nur eine Auswahl von Glaubenssätzen, die einen Einfluss auf dein Vermögen loszulassen haben können. Du kannst ja mal in dich hineinspüren, welche weiteren Glaubenssätze du beim Thema Loslassen für dich identifizieren kannst und wo diese herkommen. Viel Spaß beim Reflektieren.