Wie unsere Familienmuster unser Liebesleben als Erwachsene prägen
In der vergangenen Woche standen die Inhalte auf meinem Instagram-Kanal (@dating_sabbatical) unter dem Thema „Familienmuster“. Diese Muster, die wir bereits seit unserer frühesten Kindhiet mitgegeben bekommen haben, sowie die Beziehung unserer Eltern zueinander und zu uns selbst prägen unser Liebesleben oft bis in unser Erwachsenenalter.
Es ist daher essentiell die Prägungen durch deine Eltern bzw. deine nahen Familienangehörigen zu verstehen, damit du aufdecken kannst, warum du selbst immer wieder nach gewissen Mustern handelst und in deinem Liebesleben auch immer wieder ganz ähnliche Erfahrungen machst. Du musst diese Muster durchschauen, ihre Ursache verstehen und dir alternative Erlebens- und Verhaltensweisen antrainieren, damit sich auch das ändern kann, was um dich herum passiert.
Warum unsere Eltern uns so sehr prägen
Zuerst einmal möchte ich dir erklären, warum deine Eltern und die Beziehung zu ihnen einen so großen Einfluss auf dich und dein späteres Liebesleben hat. Mit deinen Eltern gehst du die erste Liebesbeziehung in deinem Leben ein. Sie sind dir nah und ihr teilt insbesondere in den ersten Jahren mehr oder weniger alles miteinander. Als Baby und Kleinkind machst du erst einmal alles nach, was deine Eltern dir vormachen. Das wird „Lernen am Modell“ genannt. Du bist allerdings noch viel zu klein, um das hinterfragen zu können, was dir vorgelebt wird. Daher kannst du gutes Rollenverhalten nicht von schlechtem Trennen.
Gleichzeitig ist dein Gehirn in dieser Zeit noch dabei sich zu entwickeln und nimmt alle Einflüsse von außen quasi wie ein Schwamm auf. Alles, was dir deine Eltern immer wieder sagen und das, was du immer wieder in deren Verhalten beobachten kannst, wird so quasi auch zu deinen inneren Lebensregeln. In der Psychologie wird das „innere Repräsentanzen“ genannt, d.h. gewisse Muster deiner Eltern, sind wir innere Stimmen und Bilder in dir abgespeichert und beeinflussen die Art, wie du dein Leben lebst, verschiedene Situationen erlebst und welche Handlungsoptionen du kennst.
Die Beziehung deiner Eltern zueinander und vor allem auch zu dir, ist daher wie eine Schablone für das, was du über die Liebe und das Leben in Beziehungen weißt. Denn auch, wenn wir uns unsere Eltern nicht auswählen wie einen Partner, sind wir doch unser ganzes Leben in einer Beziehung zu ihnen. Daher bestimmt auch die Art und Weise, wie dich deine Eltern geliebt, wofür sie dich gelobt und getadelt haben und wie sie deine Liebe und deine Wünsche nach Fürsorge erwidert haben, deine Art als erwachener Mensch in Beziehung zu anderen zu gehen.
Haben dir deine Eltern zum Beispiel vor allem dann Aufmerksamkeit geschenkt, wenn du besonders brav oder gut in der Schule warst, wirst du dadurch auch in späteren Beziehungen denken, dass du nur geliebt und geschätzt wird, wenn du dich „richtig“ verhältst und den Erwartungen des anderen entsprichst. Haben deine Eltern dich mit Liebe überschüttet und dir keinen Raum für Autonomie gegeben, kannst du dadurch beispielsweise eine Angst vor enger Bindung entwickeln, weil du befüchtest von jeder anderen Person auch so vereinnahmt zu werden, wie beispielsweise von deiner Mutter früher.
Es ist daher wichtig zu reflektieren, welche Muster in deiner Familie herrschten und wie die Beziehung deiner Eltern zueinander sowie deine Beziehung jeweils zu deiner Mutter und zu deinem Vater deine Sicht auf die Liebe und Beziehung geprägt haben und was du davon übernommen hast. Dann kannst du beginnen auszusortieren, was davon gut war und was dir weniger taugt und du ablegen möchtest.
Die Familienmuster aufarbeiten
Um deine Familienmuster aufzuarbeiten, braucht es in der Regel ein wenig Zeit dir all der Muster und Prägungen durch deine Eltern bewusst zu werden. Es kann daher sinnvoll sein, die folgende Übung mehr als einmal durchzugehen und auch im Kontakt mit deinen Eltern sowie in deinen Beziehungen zu anderen Menschen immer wieder zu hinterfragen, welche Muster du in deinem Erleben und Verhalten aufdecken kannst.
Die Übung ist in mehrere Schritte aufgeteilt, diese musst du nicht alle an einem Tag durchführen, sondern über mehrere Tage aufteilen. Wichtig ist, dass du dir Notizen zu deinen Erkenntnissen machst, damit du immer wieder zurückblicken, ergänzen und dein Wissen über dich und eure Familienmuster mit zukünftigen Übungen verknüpfen kannst. Eine Vorlage für die Übung und die einzelnen Schritte findest du hier.
Schritt 1: Familienmotto
Stell dir vor, du wärst zurück in deiner Kindheit – zu Hause bei deiner Familie. Welche prägenden Leitsätze gab es bei euch oder gibt es vielleicht noch immer? Nach welchen Leitgedanken haben deine Eltern gelebt und was haben sie dir durch ihr Verhalten und ihre Einstellungen zum Leben mitgegeben? Ein Leitsatz kann beispielsweise sein: “Erst die Arbeit, dann das vergnügen” oder “Gefühle werden nicht gezeigt und über Probleme reden wir nicht”. Überlege dann, wie ein Motto lauten könnte, was sinnbildlich für das Leben in deiner Familie steht (dies dürfen gern auch mehrere sein). Frage ergänzend gern auch deine Eltern, nach welchen Leitsätzen sie leben und nach welchen Prinzipien sie dich erzogen haben.
Schritt 2: Dein Leben mit dem Motto
Gehe je mit jedem Motto, das du identifizieren konntest, folgende Fragen durch:
- Welche Botschaften sind darin versteckt?
- Wie wurde es in deiner Familie gelebt?
- Inwieweit hast du dich daran gehalten?
- Was ist passiert, wenn du davon abgewichen bist?
- Welche Bedeutung hat es heute noch für dich?
- Inwieweit prägt es dein berufliches oder privates Leben noch heute?
Schritt 3: Welche Mottos möchtest du heute leben?
- Was würde passieren, wenn diese Mottos keinen Einfluss mehr auf dein Leben /Liebesleben hätten?
- Wie würdest du dann leben und lieben?
- Wie würde das Motto lauten, das zu dem Leben/Liebesleben passt, das du führen möchtest? (das können gern auch mehrere sein)
- Schreibe sie auf und spüre hinein, was sich in dir verändert, wenn du diese Mottos laut aussprichst?
Schritt 4: Verstärke dein neues Lebensmotto!
- Schreibe dein neues Lebensmotto auf und hänge es irgendwo hin, wo du es jeden Tag sehen kannst. Es wird so langsam in dein tieferes Bewusstsein einsickern und dir helfen danach zu leben.
Schritt 5: Die Beziehung deiner Eltern
Nachdem du die übergreifenden Familienmuster aufgedeckt hast, bohren wir nun ein wenig tiefer. Ich möchte mit dir erforschen, was du von deinen Eltern und durch die Beziehung zu ihnen über die Liebe und das Leben in Beziehungen gelernt hast. Denke daher über folgende Fragen nach:
- Was hat die Beziehung zwischen deinen Eltern zueinander ausgezeichnet? Was hast du dadurch über die Liebe und Paarbeziehungen gelernt?
- Inwieweit setzt sich das, was dir deine Eltern vorgelebt haben, in deinen heutigen Beziehungen fort?
Schritt 6: Deine Beziehung zu deiner Mutter
Als nächstes erforschen wir die Beziehung zu deiner Mutter und welche Glaubenssätze sich dadurch bei dir entwickelt haben:
- Wie war die Beziehung zwischen dir und deiner Mutter? Was war gut? Was empfandest du als unangenehm?
- Welches weibliche Rollenbild hat sie dir mitgegeben? Was hast du davon übernommen? Was davon lehnst du ab?
- Welche deiner Eigenschaften und Verhaltensweisen hat sie gelobt? Was an dir hat sie abgelehnt bzw. welches Verhalten hat sie dir verboten? Inwieweit kannst du daraus Parallelen zu deinem heutigen Erleben und Verhalten (auch in Beziehungen) ziehen?
- Was hast du von deiner Mutter über Männer, Liebe und Beziehungen gelernt? Inwieweit prägen ihre Glaubenssätze dein heutiges Erleben mit Männern?
Schritt 7: Deine Beziehung zu deinem Vater
Nachdem du die Beziehung zu deiner Mutter genauer erforscht hast, kannst du nun das Verhältnis zu deinem Vater reflektieren:
- Wie war die Beziehung zwischen dir und deinem Vater? Was war gut? Was empfandest du als unangenehm?
- Welches männliche Rollenbild hat er dir mitgegeben? Was hast du davon übernommen? Was davon lehnst du ab?
- Welche deiner Eigenschaften und Verhaltensweisen hat er gelobt? Was an dir hat er abgelehnt bzw. welches Verhalten hat er dir verboten? Inwieweit kannst du daraus Parallelen zu deinem heutigen Erleben und Verhalten (auch in Beziehungen) ziehen?
- Was hast du von deinem Vater über Männer, Liebe und Beziehungen gelernt? Inwieweit prägen seine Glaubenssätze dein heutiges Erleben mit Frauen?
Schritt 8: Übersicht
Du kannst als Abschluss deine Erkenntnisse aus den vorherigen Schritten zusammenfassen, indem du eine kleine Übersicht erstellst. Dazu habe ich dir eine Vorlage erstellt, die du hier downloaden kannst. Diese kannst du ausfüllen und mit deinen Familienmottos, den prägenden Leitsätze deiner Eltern sowie all dem befüllen, was du durch deine Eltern über Liebe, Beziehungen, Geschlechterrollen, etc. gelernt hast.